Vlasich’sche Termine 2023

Von der Letzten Lesung der Welt bis zur Literakuga. Lesungstermine und andere künstliche Konstlichkeiten für das Jahr 2023.

Zukunft


16. 11. – Lesung mit Kolleg.innen der Sprachkunst. Künstlerhaus Wien. 17:30. Poetry Film Festival.

9.12. – Lesung beim Roma-Advent. OHO Oberwart. 19:00

Wenn Sie mich für einen lustigen oder traurigen Anlass buchen wollen, besuchen Sie meine neue Homepage v-las-ich.com

Vergangen

10.10. – Preisverleihung. Land Burgenland. Kuga Großwarasdorf/Veliki Borištof.

29.9. – Kommen ein Burgenlandkroate, eine Kärntner Slowenin und ein Wiener Rom in eine Bar. Amthof Feldkirchen.

25.6. – Hymnensuche. Gedenkrede. Mit: Mira Perusich. Peršmanhof, Koroška/Kärnten.

23.6. – Diskussion in Mattersburg. Literaturfest: 50 Jahre GAV, 100 Jahre PEN. 18:00. Literaturhaus Mattersburg.

7.6. – Lesung in Wien: Gläsern und Glänzen. Eine Anthologie der Gläsernen Texte. 19:30, Café Siebenstern. 1070.

2.6. – Literakuga – mit: Ana Marwan, Karin Ivancsics, Mira (Perusich). 19:30. Kuga Großwarasdorf/Veliki Borištof.

16.5. – Goldenes Kleeblatt gegen Gewalt. Lesung der Siegerinnentexte. 16. Mai, Kuga Großwarasdorf/Veliki Borištof

21.4. – Die letzte Lesung der Welt. Mit: Anna-Maria Niemiec, Lorina Vallaster, Hannah Darabos. OHO – Offenes Haus Oberwart

9.2. – Lesung in Eisenstadt: MEER. Finissage von Kristina Schranz.


Für aktuelle Updates: instagram.com/kpnsti
Titelfoto: Kristina Schranz

GRENZENLOS LESEN

Mich freut’s sehr, mit einem kleinen Team das Literaturfestival GRENZENLOS LESEN in diesem Jahr über die Schirme gebracht zu haben. Gemeinsam mit Laura Untner und Ralph Darabos ist eine dreiteilige Videoreihe entstanden. Hier die erschienen Videos.

Teil 3 – Junge Lyrik

Teil 2 – Volksgruppenliteratur

Weitere Infos zu den Folgen unter noviglas.online/grenzenloslesen.


Teil 1 – Amerika. Mit Clemens Berger & Theodora Bauer

Happy Birthday, Niemandsland!

Das Neujahrskonzert: In der üblichen Pause gab es einen Pausenfüller. Einen Film über das Burgenland, der kritischen Hagel zulässt.

Es ist ein gescheiterter Bildungsauftrag an die Touristenmassen ohne Erklärung. Zwanzig Minuten vor einer Kulisse, die für sich sprechen sollte. Aber sie tut es nicht. Der Musikdokumentarfilm “Happy Birthday, Burgenland! 1921-2021” zeigt nur Musikstücke und ein paar Ortsnamen, den Rest muss sich das internationale Publikum zusammenreimen. Hier der Begleittext, den das Werk verdient hat.

Ein Zitat aus meinem Text: „Ein Mann mit Kapperl fährt durch ein Land, das Sensenmänner und -frauen bewirtschaften. Er ist der Einzige, der ein Auto hat. Die Menschen, sie verwehren sich der Moderne.“

Screenshot: ORF

Die Welt ist ein Spielplatz in Kaisermühlen

Die Welt ist ein Spielplatz in Kaisermühlen.
Europa ist eine Festung am Spielplatz in Kaisermühlen.
Afrika sieht man vom Jeep aus. Eine Giraffe hält die Schaukel.
Nordamerika ist kein weißes Haus, sondern ein Adler mit weißem Kopf.
Das Totem eines Adlers hier in Kaisermühlen.

Die Welt ist ein Spielplatz in Kaisermühlen.
Der Spielplatz ist zu,  also ist die Welt auch zu.

Aber ich seh hinein in sie. Ist doch selbstverständlich als Schlüsselwart. Dort die Stangen des leeren Spielplatzes hanteln sich kleine Viren entlang – wie Eichhörnchen im Geäst, Viralhörnchen. Huschen durch die Welt, schlittern runter die Rutsche aus Europas Festung und klettern wieder auf sie rauf – spaßig ist das.

Zu Beginn war nur ein einziges Viralhörnchen allein am Spielplatz. Fad war’s ihm aber nicht, wissend – es kommen mehr. Es hat sie erwartet. Die UN ist nicht weit vom Spielplatz, und ehe die Arbeit getan ist, kommen die Vertreter her mit ihren Vertreter-Kindern an der Hand. Und schon werden es mehr. Aus einem Viralhörnchen, das allein am Spielplatz herumgeturnt hat, das allein mit dem Jeep durch Asien und Afrika gefahren ist; aus einem Viralhörnchen wurden zwei, dann vier, acht. Den Rest kennt ihr. «Gestatten, Hörnchen, Viral Hörnchen.» – «Gleichfalls. Unangenehm.»

Mit Sirene und Blaulicht kam er angerast – der Polizist hatte ganz ruhig die Tschick im Mund – und er hat mit rotem Plastikband und schwerer Barrikade die Welt zugesperrt. Die Kinder trauen sich da nicht mehr hin, die Eltern trauen sich da nicht mehr hin. Nur ich schreite durch das Schlüsselloch, sehe – die Viralhörnchen hüpfend über Europa, Kanada, Australien, über die 7 Weltmeere. Niemand stört sie auf dem Spielplatz, wie ein Kindergarten ohne Erwachsene. Eine Welt fürs Spielen, für die Naivität des Kindseins und die Blödeleien der Jugend.

Kanntet ihr noch Minopolis? Die Stätte, das Spiel. Wo Kinder probieren konnten, Kassier zu sein oder Polizist, und sich so vorbereiten konnten auf später, auf die traurige Realität? Minopolis ist geschlossen und abgetragen. Das Opfer von Abrissbirnen. Gleich neben dem Spielplatz in Kaisermühlen, neben der Welt am Spielplatz, haben sie die Welt für Kinder einfach abgerissen. Keine Tür mehr für einen Schlüssel. Nebenan die UN, wo sich alle Erwachsenen treffen, bis ihnen die kleinen Viralhörnchen auf dem globalen Spielplatz auf die Nerven gehen – besser: auf die Lunge.

Man sieht den Virus nicht mit nacktem Auge. Hören wir ihn? Hören wir, auf welcher Sprache er uns todbringend umarmt, mit uns spielt? Hier am Spielplatz hört man nichts. Nur das Absperrband, wie es zittert im pfeifenden Wind.

Ich hör genauer hin. Da ist was. Mein Puls, die Bluetooth Kopfhörer quetschen meine Ohren, machen den Herzschlag hörbar. Ich muss weiter. Weiter laufen gegen den ewigen Wind in Kaisermühlen.

Wie hört sich der Virus an? Die Frage lässt mich nicht los. Wenn ich – ein junger Mann– ihn jetzt habe, dann müsst ich ihn ja hören. Wie? Er sitz auf meiner Lunge. Je schneller ich laufe, je tiefer ich atme, desto mehr bin ich zu hören. Desto mehr ist der Virus zu hören!

Willst du raus? Hast du genug? Zuviel Wind in der Lunge? Du willst mich brechen aber ich bin zu stark. Ich spucke in die neue Donau. Wie lang wird es dauern, bis die Tröpfchen aus meinem Mund ans Meer gelangen? Wird dann Sommer und alles vorbei sein? Werd ich rausdürfen, vor die Tür, aus dem Land, durch andere Türen?

Ich atme und das laut. Ich bin zehn Kilometer gelaufen. Über die ganze Insel, Manhattan Österreichs zwischen alter und neuer Donau – durch ganz Kaisermühlen. Vom Spielplatz, auf dem die Welt steht bis zum Spieplatz der Welt, der UN. Vom abgerissenen Minopolis, zu den höchsten Gebäuden des Landes. DC-Tower und Donauturm. Der DC-Tower, den nennen die Kinder auch Darth-Vader-Turm, seine Fassade dunkel wie die Donau in der Nacht. Hinter seiner dunklen Fassade lauert Darth Vaders Würgegriff – selbst in Zeiten der Quarantäne brennt nachts Licht – die Beratungsunternehmen arbeiten rund um die Uhr, sie müssen ja beraten, wie man dem Viralhörnchen den Garaus macht. Vielleicht mit Darth Vaders Würgegriff? Ich will ihnen helfen, nachts einsteigen in den Komplex. Mein Schlüssel sperrt nicht.

Das höchste Gebäude der Insel und der Insel der Seligen, das kannst dir sparen. Der Donauturm ist nur für Touristen – Einheimische, die interessiert dieser Stiel aus Beton nicht. Aber für Touristen gibt es dort im Restaurant besondere österreichische Spezialitäten. Zum Dessert Covidltascherl. Falls man davor beim Fisch nicht an einer Beatmungsgräte erstickt ist.

Ich kehre heim. Nach zehn Kilometern. Es schüttelt mich durch bei hohem Puls und Kälte. Ich höre die Nachbarin husten – eine alte Einheimische Kaisermühlens – sie ist krank. Normalerweise fährt sie mit Rollator – manchmal auch in ein Beisl und erzählt Gschichtln. Jetzt war sie schon lang nicht mehr draußen. Als ich sie das letzte Mal gesehen hab, hat sie mir mit bleicher Zuversicht einen Schlüssel in die Hand gedrückt. Am Rollator hängt oft ihr Sauerstoff – unmedizinisch gesagt: die Maschine, ohne die ihr die Luft wegbleibt. Schon wieder hustet sie. Du musst nicht laufen gehen, um den Virus zu hören. Sagt die Stimme im Kopf und denkt an den Würgegriff.

Am ersten Tag der Quarantäne hab ich einen Kitesurfer in der Donau bewundert; er hat mit seinem Drachen sogar die Polizei unterhalten, deren Auto am Ufer entlanggefahren ist – einer der Polizisten hat ganz leger eine Tschick geraucht – genauso leger ist das Auto vorbeigefahren, an mir vorbei, am Drachen im Wasser vorbei. Dann haben sie die Sirene aufgedreht und sind losgefahren, die Welt zuzusperren.

Bis die Welt draußen nicht genesen ist, wird die Welt am Spielplatz in Kaisermühlen zu bleiben. Ich bin der einzige mit Schlüssel dafür – und ich zieh von hier weg. Weg aus Kaisermühlen. Den Schlüssel werd ich nicht zurückgeben. Meine Nachbarin braucht ihn nicht mehr.

Die Welt ist ein Spielplatz in Kaisermühlen.
Der Spielplatz ist zu, also ist die Welt auch zu.

Svit je igrališće u Kaisermühlenu

Svit je igrališće u Kaisermühlenu.
Europa je tvrdjava na igrališću u Kaisermühlenu.
Afriku vidiš iz Jeepa.
A Sjeverna Amerika nije bijeli stan, nego nju simbolizira orao s bijelom glavom.
Totem orla ovde u Kaisermühlenu.

Igrališće je zaprto, ada je i svit zaprt.

Ali ja vidim u njega, u svit – ar imam tajni ključ; onde na štajnga praznoga igrališća se holaju ti mali virusi – kot male viverice – ili bolje: virice! Skaču po svitu, smucaju se po fuzaljki van iz tvrdjave Europe i opet splaznu na nju– imaju veselo.

Na početku je bila samo jedna mala virica, sama na igrališću. Dosadno joj nije bilo, jer je znala, da će ih dojti još već. Dočekala ih je. Zgrada UN-a nije daleko odavle; a čim onde završu djelom,  dojt ćedu mimo s dicom u ruka.

 A s časom ih je nastalo već i već. S jednoga virusa, ki se je najprvo sam gibao po igrališću, ki je vozio sam u Jeepu kroz Aziju i Afriku; iz jedne male virice, su nastale dvime, četirme, osmime. Sve ostalo jur poznate.

A onda su se sirenom i plavim svitlom dovezli – policajac je mirno kurio čik – i zaprli igrališće, zaprli svit s črljenim trakom od plastike i teškom barikadom. Dica se tamo već ne ufaju, roditelji se tamo već ne ufaju. Ja sam mojim tajnim ključem vidim  male virice skakati po Europi, po Kanadi, po Australiji. Nijedan je već ne bludi na igrališću – kot čuvarnica bez odraslih. Svit za igranje; za naivnost ditinstva i bedavosti mladine.

Ste poznali još Minopolis, zgradu i igru, kade su dica mogla sproberivati biti kasir ili policajac, i se tako pripraviti na kašnji svit; na tužan realitet? Minopolis je sad zabušen i zrušen. Veljek ovde uz igrališće Kaisermuehleni, uz svit na igrališću, su zrušili svit za dicu. Uz igrališće stoji UN, u kom se sastaju svi odrasli. Dok im male virice ne počinju na globalnom igrališću pojti na živce – ili bolje: na pluća.

Ne vidimo virusa golim okom, tu sposobnost imaju samo zgubljeni literati s tajnim ključem. Čujemo ga? Čujemo, na kom jeziku nas smrtonosno objami? Ovde na igrališću se ništ ne čuje. Samo trak bariere, ki fućka u vjetru.

Slabo čujem moj puls u ušiju; kroz bluetooth slušalice. Moram dalje. Dalje bižati protiv vetra u Kaisermuehlenu. Kako gluši virus? To pitanje me ne kani ostaviti.

Ako ga ja – mladi muž na igrališću – sada imam, bi morao bit za čuti. Kako? Sidi na moji pluća. Čim brže bižim, tim diblje otsapam, tim već sam ja za čuti. Tim već je virus za čuti. Kaniš van? Ti je dost? Preveć vetra na plući? Kani me zlomiti, ali ja  sam mu prečvrst. On kani van.

Ako ja pljunem sada u Dunaj. Kako dugo će durati, dok dojdu kapljice iz mojih ust na morje? Će onda biti jur ljeto i sve opet mimo?

Glasno otsapam. Bižao sam deset kilometrov. Kroz cijeli otok, Manhattan Austrije – kroz cijeli Kaisermuehlen. Od igrališća na kom stoji svit, do igrališća svita, UN-a. Od zrušenoga Minopolisa, do dvih najviših zgradov Austrije. DC – Tower i Donauturm. Najvišu zgradu otoka i Austrije si moreš prešporiti – Donauturm je samo za turiste. Ljude, ki ovde stanuju, te Donauturm, ta stup iz betona, ne zanima. Tote u restoranu si moreš naručiti Austrijanske spečijalitete – naprimjer Covidltascherle.

Krenem domom. Nakon deset kilometrov. Drhtećem, visok puls i mrzlina. Čujem susjedu kašljati – staru domaću gradjanku Kaisermuehlena – bolesna je. Obično se vozi rolatorom – koč i u jedan od bajzlov. Sada već dugo nije bila vani. Kad sam ju zadnji put vidio, mi je stisla ključ u ruku. Na rolatoru čudakrat visi i nje kisik – nemedecinsko rečeno: mašina, bez ke nebi dostala dost zraka. Opet kašlja. Ne moraš pojt bižati, da čuješ virus. Ti veli glas u glavi.

Na prvi dan karantene gledao sam kitesurfera u Dunaju; zabavljao je sa svojim zmajem još i policajce, ki su se autom mimo vozili; jedan od policajcev je gonc ležerno kurio čik – isto tako ležerno se je vozio auto mimo mene, mimo vode. Onda su navili sirenu aute i se odvezli zatvoriti igrališće. Na deseti dan karantene sam zabio, kako se ćuti teplina drugoga tijela, kako se ćuti ruka drugoga človika. Mojoj susjedi ju već neću dati.

Dok svit vani ne ozdravi, će svit na igrališću u Kaisermühlenu ostati zaprt. Ja sam jedini ki ima ključ, i se selim kraj odavle. Najzad dati ključ neću – susjeda ga već ne prava.

Svit je igrališće u Kaisermühlenu.
Igrališće je zaprto, ada je i svit zaprt.


Tekst je po prvi put publiciran 3. Aprila 2020
u ORF-emisiji ŽIVO SREBRO.

Gestundeter Fensterblick.

Wien, Kaisermühlen. 9:11 Blick auf die Uhrzeit

Ein Radfahrer strampelt auf der Promenade gegen den Wind, er gibt nicht auf.

Drei Spaziergänger führen etwas aus: einer ein Paket, einer auf der Donauinsel seinen Hund, eine junge Frau sich selbst.

Ein Schwarm Vögel senkt sich ins Wasser. Möwen. In viel größerer Höhe – etwas, das viel stärker flattert. Ein Falke? Oder etwas mit mehr Gewicht? Ein Schwan?

Aus der benachbarten Schule keine Bewegung erkennbar. Nur die Netze am Sportplatz daneben bewegen sich, verstehen nicht, warum da keiner ist. Heute wär doch Unterricht! Es ist Montag. Ein Rabe fliegt darüber. Grüßt die Netze. Sie grüßen nicht.

Ein Baum am Wasser. In seinen kahlen Ästen verfangen – ein buntes Etwas. Ein gestrandeter Regenbogen? Ein schwuler Soliluftballon? Ja! Bestimmt. Versprüht Schwulheit über Kaisermühlen wie ein Mistelzweig. Heute küsst darunter niemand. Normalerweise küsst darunter ein stürzender Skateboarder den Asphalt.

In der Mitte der Straße hält ein weißer Lieferwagen. Warnblinkanlage. Warnblickanlage. Der Wahn blickt mich an.

Mann mit Haube und sonst dunkler Kleidung. Eine Bewegung, die ausschaut als würde er zu laufen versuchen. Oder er will eigentlich nur spazieren – aber Rückenwind zwingt ihn zu dieser komischen Fortbewegungsart. Schaut aus wie der Tanz von der zurückgetretenen britischen Premier-Ministerin.

Aufschrei! Drei Menschen mit drei Hunden.
Sie halten Abstand – ok, es geht sich ein quergelegter Mensch zwischen ihnen aus. Korrekt, korrektes Gassigehen. Ein Hund an der Leine. Zwei frei. Good bois.

Mann läuft mit Wind vorbei. Schaut auf die Uhr. Wohin hast du’s eilig, Mann? Ha? Treffen mit der Liebhaberin?

Blondine, rotes Oberteil. Wartet, wartet auf? Auf wen? Ein Laufdate? Ich frag von hier aus. Nein, zu feig.
Kurz weggesehen. Die Blondine ist jetzt alt und ihr Oberteil verblasst und lila. Und aus dem Laufdate wurde ein Hündchen. Ich vermisse die Blondine jetzt schon.

Rote Baskenmütze schlendert vorbei, läuft natürlich nicht. Zu jung für Sargnagel. Sargnagel Anfang zwanzig? Überlegt und überlegt die Pointe. Eine junge Sargnagel auf Selbstfindung in Kaisermühlen.

Flugzeug im Landeanflug. Vielleicht eines der letzten? Ich schau mal auf die Homepage. Approaching. Mein Tipp: Landung wird sein um 9:38 – es muss das Flugzeug aus Sofia sein.

Ok, laut Homepage 9:40 sind zwei Flugzeuge gelandet – eines aus Helsinki eines aus Sofia. Ich hab aber nur eines gesehen. Wie geht das? Geisterflugzeug.

Ein Polizei-Auto fährt vorbei. Aber genau in diesem Augenblick ist keiner zu sehen. Alle verstecken sich im Gebüsch, tun schmusen. Hunde verraten das schmusende Gebüsch.

Ein Stück Müll fliegt vorbei. Die Polizei düst hinterher. Hält es an, fragt, was es hier so alleine mache. „Ausgangssperre! Aha, kein Fieber! Aber eine Fahne! Ab nach Hause, schlafen Sie ihren Rausch aus!“

Vom Fenster aus sehe ich 16 Kräne. Ich denke es bewegt sich keiner. Zur späteren Überprüfung hier ihre Ausrichtung (muss ich erklären, wofür r oder l stehen?):

R r r hr r l hl             r l                    r l o o l r                     l

Gebäude: Turm im Prater bewegt sich nicht. Da, wo die Sessel rauffahren und dann im Sturz runter? Wie heißt das Ding? Schneeberg. Sieht sonnig aus. Vielleicht ginge mehr Schnee. Happelstadion. Keine Zuschauer. Oder doch! Einer! Ich!

„Na kommt’s, zwanzig Minuten noch!“ „Strengts euch an“! „Gemma buaschn, wir san ned bei Mattersburg!“ Oder Konsti, streng du dich an, dass du was siehst.

Ein Windrad auf der Donauinsel. Ganz silber. Es dreht ganz langsam im Uhrzeiger den Sinn.

Spielplatz: Drei  Raben Spielen im Flug miteinander, ein vierter hält Abstand. Vorbildlich! Aber was die drei tun, ist illegal. 3.000 Euro Verwaltungsstrafe.

Wenn heute schon alle laufen gehen (sicher über zwanzig Laufende gesehen!), gehe ich erst morgen – weil dann haben morgen alle Muskelkater und ich hab wirklich ganz Wien für mich!

An der Ausrichtung der Baukräne hat sich nichts verändert. Also immer noch:

r r r hr r l hl             r l                    r l o o l r                     l

Ich weiß nicht, war das ein Schmetterling oder ein winziger kleiner Vogel? Gelblich. Süß. So seifenfarben. Fast desinfizierend klein.

Es wäre über den Wolken, gebe es welche – ein Flugzeug zieht vorbei von links nach rechts. Und verbreitet über ganz Ostösterreich via Chemtrails Corona.

Liest hier noch irgendwer mit? Bitte gebt mir ein Zeichen.

Ein junger Radfahrer in Schlangenlinien schlängelt Richtung Reichsbürcke und zischt dabei Slytherin, Slytherin.

Die alleine gehenden Spaziergänger habe ich aufgehört zu zählen. Seid doch bitte etwas mehr spannend! Gibt’s ja nicht.

ICH BRAUCHE EIN FERNGLAS, damit ich das drei Wochen durchstehe. Bitte.

Wind! Er bläst, der Wind. Nein das ist unpersönlich. Du, Wind! Du fehlst noch in der Beschreibung. Du, Wind als Element. Allein für Dich stehend, bewegt. Für Dich und für uns alle brüllend. Schnaufend. Uns antreibend. Den Virus aus der Stadt jagend. Hast Du das schon mal gemacht?

Ein Läufer, ambitioniert, aber gebrochen. Vom Wind? Vom Husten? Der Welt.

Ein Kind, ein Bub mit Handy. Geht in die Schule 10:04. Stabil.

Ein Mann geht ganz langsam zum Auto. Gaaaanz langsam. Geduckter Kopf. Setzt sich rein. Fährt nicht mal weg. Drei Minuten hat er noch. Dann ist die Beobachtung vorbei. Das Auto als Schutzhülle. Als Ganzkörper-Schutzanzug. Sicherheitsabstand fix. Durchs Fenster mit anderen kommunizieren. Mit ihnen schreien…monatelang Quarantäne im Auto. Supermarkteinkauf a la McDrive. Der, unser Ausweg!
Oh, das Auto startet. Mit Spoiler – schwarzer Toyota. Also Heckspoiler. Nicht Story-Spoiler.

Kind mit Hund. Kind sagt Platz. Hund macht Platz. Hund bekommt Stock.

Ich könnt das Fenster putzen.

11:11.

Der rassistische Faschingsvirus

Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich im Zug nach Deutschkreutz. Da, wo ich ankommen werde, am Bahnhof, war am Faschingsdienstag der Start jenes schicksalsträchtigen Umzugs, wo ein Teilnehmer folgendes Plakat in Händen hielt. Ich war einer der ersten, der Fotos davon bekommen hat, habe sie auch munter weitergeleitet. Bekam sie über x-Wege zurück, was dafür spricht, wie schnell die Kunde verbreitet wurde.

Diese Aktion hat mehrere Ebenen.

Wie ernst soll man das nehmen? Das ist ein als Bier verkleideter Virus. Wäre eine Ebene.

Beklemmender wird es, wenn man hinzufügt, welche Ebene der Hass auf andere Volksgruppen hier hatte. Deutschkreutz war eine der blühenden jüdischen Gemeinden des Burgenlandes. Nun hat das Dorf keinen jüdischen Einwohner mehr, alle vertrieben oder ermordet. Zurückkehren wollte niemand. Ich hoffe, es gab einen Moment der Reflexion – ich wünsche es mir wirklich – wo dieser Umzug an der relativ jungen jüdischen Gedenktafel vorbeigezogen ist. Wenn dieser Virus unbehelligt den ganzen Umzug herumstolzieren durfte, hoffe ich, dass ihn ein paar zur Rede gestellt haben. Ich erwarte mir sowas von einer aufgeklärten Gemeinde des Burgenlandes.

Ein weiteres Foto, das ich von dieser Aktion habe, zeigt eine andere, niedrigere Dimension. Zwei Kinder, die vor dem Virus stehen, seinen Schriftzug lesend. Ich kann mir vorstellen, was das in den Kindern auslöst. Was wenn der Klassenkollege in der Schule ein Krowod ist? Die Lehrerin Chinesin? Oder banaler: Mein Zug fährt an der Reklame des Happy Chinese Restaurants vorbei.

Letzte Ebene. Wer um alles in der Welt denkt sich: „Oja, das ist eine gute Idee für mein Faschingskostüm! Und der Witz erst!“ Ich verstehe diese Person nicht. Will ich sie verstehen? Sie kennen? Ich kenne den Virus. Ich wünsch mir, dass er sich beim Chinesen an einer knusprigen Ente den Zahn ausbeißt. Ich wünsch mir, dass er hört, was eine der krowodischen Omas erzählt hat, wo die SS 1945 durch die Ortschaft gefahren ist und „ihr seid die nächsten“ gerufen haben soll.

Kroatische Vertreter wünschen sich von der Gemeinde Deutschkreutz eine öffentliche Distanzierung; die Umzugsorganisatoren haben sich bereits entschuldigt – über einen Whatsapp-Chat bekomme ich eine dürftige Entschuldigung weitergeleitet: Das Plakat wird als Kurzschlussreaktion gewertet. Ich finde, das ist unzureichend. Bei einem Kurzschluss fällt der Strom aus. Hier hat nicht nur eine Leitung versagt.

Krowodische Kommentarpassagen:

Druga slika, ku imam od ove akcije, kaže drugu dimenziju. Dvoja dica, ka stoju pred virusom i čitaju, ča je napisao. Ja si samo morem predobro predstaviti, ča to u dici prouzrukuje. Ako je koleg u razredu hrvat. Ili učiteljica ima kineske korijene. Ili ako ide za to, pojti jist u happy chinese restaurant.

Zadnja razina. Ki za ime Bože si izmisli ovakovu glupost? Kad si misli: super, kako dobra ideja za moj kostim! I šala na na plakatu. Svaki kabaretist, će kanit imati ovu šalu u svojem programu.» Ja  ne poznam te osobe s tablicom, ali virus poznam. Ja si željim, da si naruči u kineskom restoranu crispy duck i si na njoj zgrize zuba. Željim si, da virus čuje, ča je povidala jedna hrvatska staramajka; kad se je u zadnji dani boja vozio SS kroz hrvatsko selo i vikao – vi ste sledeći náred.

Hrvatski zastupniki si želju od općine Kerestura javno distanciranje. Preko whatsappa sam dostao oproštaj pošaljeno. Očigledno od mesopusne grupe – to da je bila: Zitat : Kurzschlussreaktion. Meni to nije dosta.

Die schwierige Übernahme der ÖVP Burgenland

Wie kam es zur doch überraschenden Übernahme der Volkspartei durch Christian Sagartz? Logische Nachfolge für Thomas Steiner gab es keine.

Gaby Schwarz – so hört man – hätte eine Nachfolgerin von Kurzes Gnaden werden können. Das Problem aber – sie steht den schwarzen Bünden nicht nah und zählt außerdem zu jener Riege an (äußerst langlebigen) Polit-Erscheinungen, die aus den Reihen des ORF in die Politik hinübergewechselt sind.  Türkis unter Schwarz wird’s im Burgenland also vorerst nicht geben. Sie ist auch Nationalratsabgeordnete und nicht im Landtag. Erschwerend.

Georg Rosner – als Nachfolgekandidat des Südens – wäre im Landtag verankert; als dessen zweiter Präsident sogar sehr. Möglich aber, dass ihn die Lokalpolitik in Oberwart daran hindert weiterzukommen, wo ihm die Opposition Verheimlichung von Informationen vorwirft.

Der Abgang des VP-Obmanns Thomas Steiner und des Landesgeschäftsführers Christoph Wolf ist nach außen vielleicht überraschender als nach innen. Haben die Türkisen bei den Nationalratswahlen im Burgenland etwa die SPÖ um 5 Prozent geschlagen, muss es wohl auch für die Bundespartei schwierig gewesen sein, zuzusehen, dass die nächsten Jahre im Burgenland von einer rote Alleinregierung geformt werden. Wenn Geschäftsführer Wolf den Wahlkampf Steiners nicht stimmenbringender zu gestalten wusste, ist es logisch, dass er wegmuss. Da bringt ihm seine Jugend auch nicht viel.

Ein anderer Kurz-Getreuer, Patrik Fazekas aus Neutal, wird Landesgeschäftsführer. Ein großer Sprung für den 29-Jährigen. Was kann man da erwarten? Zuletzt war er noch damit aufgefallen, dass er die türkis-grüne Entscheidung verteidigt hat, die Volksgruppenagenden ins Integrationsministerium zu verlagern.

Und nun zum neuen geschäftsführenden Landesparteiobmann, Christian Sagartz. Ganz logisch ist sein Aufrücken ja auch nicht, da er vor Kurzem erst EU-Parlamentarier geworden ist. Der ORF-Burgenland fragt, wie er denn von Brüssel aus burgenländische Politik machen wolle. Die Antwort Sagartz darauf finde ich zumindest ansatzweise belustigend: Politik mache man sicherlich nicht in Sitzungssälen, Politik mache man am Stammtisch, so Sagartz. Mediale Aufmerksamkeit bekommt er – auch wenn er nur zum Teil in Brüssel sein möchte – bestimmt weniger, als wenn er durchgehend im Lande bzw. dessen Tag wäre. Über die Promille- und Prozent-Ausverhandlungen zum EU-Budget, das auch das Burgenland treffe, wollte er ORF-Burgenland heute keine klare Antwort geben – genauso wich er aus, als man ihn damit konfrontierte, dass an der ÖVP-Landesspitze keine einzige Frau zu finden sei.

Dieser Kommentar wurde am 21.2.2020 auf Radio OP ausgetrahlt.

Kroatischer Appendix

S Bortanskim načelnikom Georgom Rosnerom je jug partije isto kanio deponirati kandidata, ki je etabliran u zemaljskom saboru –moguće, da mu je lokalna politika Borte prepričila dalje dojti, kade mu opozicija predbaciva zatajanje informacijov.

Drugi, mladi, ki stoji Kurzu blizu je Patrik Fazekas iz Neutola – njegov ljeta dugi angažman za mladinu stranke se je očigledno nadoplatio s pozicijom poslovodje. Ča se od njega more očekivati? Nedavno je još branio saveznu vladu, ka je ta transferirala agende za narodne grupe u ministarstvo za integraciju.

Ča će novoj glavi zemaljske partije, Christianu Sagartzu, sigurno teško  spasti, je, da ga medije ne pozabu, ar ga njegova politička dužnost zapravo veže na Brissel – iako javlja, da kani čuda biti med ljudi Gradišća, u zemaljskom saboru, onde kade se zemsaljska politika manifestira, ga neće biti.

Captain Dosko

Wie grob daneben war deine Prognose zur Wahl? Ich hab’s gut, dass ich nicht die Statistiken zusammenstelle, sondern nur mit ihrer Hilfe argumentiere – denn eine Absolute der SPÖ wurde nicht vorhergesagt. Ich war überrascht, die Medien überrascht, ja sogar der Wahlsieger überrascht. Und sprach dann leise vom schönsten Tag im Leben.

Es sei ihm, Hans-Peter Doskozil, vergönnt. Dennoch bin ich überzeugt, Doskozil ist auch nicht  Fan absoluter Mehrheiten– außer seiner eigener.

Der prognostizierte Absturz von Blau ist gekommen; ebenso hat sich Johann Tschürtz von der Spitze der FPÖ-Burgenland verabschiedet; seine Herzensangelegenheit – die Sicherheitspartner, werden zwar keine Zukunft in ihren gelben Warnwesten haben, aber eine andere im Sozialbereich; kündigte Doskozil an. Astrid Eisenkopf wird Tschürtz in der Stv.-Funktion beerben (aber dazu mal anders mehr).

Eine der Aussagen, die Doskozil gleich um die Ohren fliegt, ist jene, die Tourismusagenden und jene der Kultur zu übernehmen und zwar deswegen, weil „Kultur eines der wichtigsten Aushängeschilder sei, wenn es darum gehe, für das Burgenland nach außen hin touristisch aufzutreten“. Autor und Regisseur Peter Wagner hat diese Zeilen aufgegriffen und in einem offenen Brief an die strenge Trennung von Tourismus und Kultur appelliert und daran, Kultur nicht nur als Cashcow zu sehen, die Nächtigungszahlen bringen solle. Fehler sieht er in einem ungelenken Monster namens Kulturbetriebe Burgenland und im Aushungern der freien Szene. Wagners vielleicht überparteilich teilungswürdigster Brief der letzten Jahre.

Seitensprung. Zum unteren Tabellenende der Wahl. NEOS und LBL ziehen nicht ein – und verpassen es,  von einer angedachten Verbesserung im Landtag zu profitieren. So sie denn kommt. Doskozil möchte den Grünen nämlich anbieten, Clubstärke schon ab dem zweiten Mandat zu erhalten; damit sie – so wie die anderen Fraktionen im Landtag- auch die Möglichkeit haben, ordentlich zu arbeiten. Das klingt nach einer sehr fairen Geste, die aber einer Verfassungsänderung bedarf. Wenn man den Blauen noch etwas zuwirft (Warnwesten?) oder vielleicht auch den Türkisen, könnte die Änderung kommen. Und die Grünen sind vielleicht ein bisschen mehr happy, trotz Verfehlens ihres Ziels.

Der große Gewinner Doskozil muss sich mit einer größeren Frage beschäftigen. Ob er will oder nicht. Die Sozialdemokratie tümpelt dahin, ganz seichte Gewässer. Niemand weiß, wie lang das gut geht. Und er ist der Kapitän. Der ins Megaphon haucht. Keine Panik auf der Titanic. Sofern sie denn den Neusiedlersee verlassen will, muss Captain Dosko größere Wellen schlagen.

Wahl-Message irgendwo in 1020.

Hrvatski dodatni dio:
Kölly se je ov tajedan čudio, da mu nisu dobižali plavi birači…ali vidilo se je sada, da birači Gradišća već ne biraju plavo zbog toga ča se je dogodilo na tom otoku. Namjestiti to s jednim načelnikom, ki se isto ne tako lako s demokratskimi rituali, ali isto nije dobra alternativa.

Nije prvi put, da režiser Peter Wagner kritizira političke glave Gradišća. Do sada je ali pred svim kritizirao odluke za koalicije – naprimjer črljeno-plavu – ili ponašanje bivšega poglavara u vezi s migracijskom politikom. Kritika Wagnera na odluki, zamišati turističku i kulturnu politiku, je čvrsta. Znamda još i ta, ka se i preko-partijsko najbolje da širiti.

Zeleno neuspunjene želje sam u komentaru pred izbori bio javio. Jeli je bila taktika kriva, ili je samo nemoguće s tako malo personalom dobiti glasov, je drugo pitanje. Da ćedu znamda i dostati štatus kluba, je za zelene barem jedna pozivitna ponuda.